Die Saison 2016/17  der SG Jheringsfehn/Stikelkamp endete bekanntlich mit dem souveränen Titelgewinn in der Ostfrieslandklasse B und dem hochverdienten Aufstieg in die OK A. Bereits 3 Spieltage vor Schluss sicherte man sich mit 11 Punkte Vorsprung und einem Torverhältnis von 96/20 den Meistertitel. Man stellt die mit Abstand beste Verteidigung der Liga, hat 1 Spieltag vor Schluss mit 103 geschossenen Toren auch den besten Sturm der Liga und SG-Torjäger Simon Ihler ist mit 29 Treffern führender in der Torjägerliste. Eigentlich also eine perfekte Saison für die Fehntjer.

Schaut man sich aber nun einmal an, unter welchen Voraussetzungen die Saison begonnen hat, sieht das Ganze etwas anders aus:

Vor der Saison stand zunächst ein Trainerwechsel an. Der jahrelange Jugendtrainer und SVS Urgestein Uwe Freudenberg wurde zusammen mit Co-Trainer Renan Wiesner als neues Trainergespann vorgestellt. Freudenberg sollte zudem auch weiterhin für seine A-Jugend, die im Jahr zuvor als jüngerer Jahrgang den Sprung in die Bezirksliga Weser-Ems geschafft hatte, verantwortlich sein. Man erhoffe sich so die A-jugendlichen –  in denen die Hoffnung beider Vereine lag –  möglichst schnell an den Herrenbereich ran zu führen. Die Tatsache, dass der 1. Herren Kader den Umständen der letzten Jahre geschuldet sowieso recht dünn gestrickt war, machte eine schnelle Integration der Jugendspieler umso wichtiger.

So starteten also 1. Herren und A-Jugend gemeinsam in die Vorbereitung  mit einem 3-tägigen Trainingslager in Westerstede. Es galt zunächst einmal aus beiden Mannschaften ein Team zu formen, da sich die Herren Spieler und die A-jugendlich kaum kannten. Zum anderen mussten sich auch die Herrenspieler an den neuen Trainer gewöhnen. Eine derartige Belastung bereits in der Vorbereitung war man aus den Vorjahren weniger gewohnt.

Zur Überraschung aber eben auch zur Freude aller Beteiligten, kristallisierte sich schnell eine sehr gute Stimmung innerhalb der nun sehr großen Gruppe heraus und man machte im Bereich Fitness und taktischer Ausrichtung schnell Fortschritte. Von einem Platz in der Tabellenspitze und dem Erreichen des Pokalhalbfinals war man an dieser Stelle jedoch noch weit entfernt. Das Saisonziel wurde um den 4.-5. Tabellenplatz ausgerufen.

Da man für die erste Pokalrunde ein Freilos erwischte, starteten die Fehntjer Anfang August mit dem ersten Punktspiel in die Pflichtspielsaison 2016/17. Zum Leid der Fehntjer ging es direkt gegen den Titelfavoriten aus Kickers Leer. In einem guten Spiel zahlte die junge Truppe in Sachen Cleverness und Abstimmung/Schnelligkeit viel Lehrgeld. Die Partie ging mit 3:0 hochverdient an die Leeraner. Es machte sich bei den Zuschauern ein wenig Unmut breit, ob es nicht zu früh sei die A-Jugendlichen schon so stark zu integrieren und ob man sich nicht vorzeitig um erfahrenere Spieler hätte bemühen müssen.

Doch das Team ließ sich nicht beirren und arbeitete weiter. Im zweiten Pflichtspiel ging es dann gegen die sehr erfahrene Truppe aus Neufirrel/Firrel. Wieder geriet man in Rückstand durch einen unnötig verschuldeten Elfmeter. In der Halbzeit setzte es eine Standpauke von Trainer Freudenberg und es ging ein Ruck durch die Mannschaft. Kurz nach der Pause wurde der Ausgleich erzielt und 15 Minuten vor Schluss markierte Timo Reimers die 2:1 Führung und damit auch den Endstand zum Sieg für die Fehntjer. Ab da begann eine vorher nicht zu erwartende Serie für das junge Team. Pflichtspiel um Pflichtspiel wurde gewonnen. Die A-jugendlichen wurden zu festen Stützen in der Startaufstellung der ersten Herren und trugen große Stücke zu den wöchentlichen Erfolgen bei. Umso bemerkenswerter ist diese Tatsache wenn man bedenkt, dass die A Jugend parallel in der Bezirksliga Weser Ems auch Sieg um Sieg einfuhr und bis zum Winter auch dort souverän Tabellenführer war. Abgerundet wurde die Hinrunde mit einer Vereinsfahrt nach Hamburg. Rund 50 SG-Mitglieder und Freunde der Teams fuhren mit dem Bus auf die Reeperbahn und bewiesen, dass man auch abseits des Platzes zu Höchstleistungen im Stand war. (Mehr ist an dieser Stelle nicht zu diesem Thema zu sagen;) )

Alles in Allem hatten beide Mannschaft im Ligabetrieb bis zum Winter nur jeweils ein Spiel verloren und sonst nur Siege eingefahren. So ging es als Tabellenführer für beide Teams in die Winterpause.

Trotz dieser unerwarteten Siegesserie blieb es leider nicht aus, dass es innerhalb des Teams zu Unruhen kam. Einige Spieler, die eigentlich als Schlüsselspieler und Leistungsträger in die Saison gestartet waren, setzten Ihre eigenen Interessen über die des Teams und es kam vermehrt zu Diskussionen. So sahen sich die verantwortlichen beider Vereine im Winter gezwungen eine Entscheidung zu treffen. Man entschied sich dazu die mannschaftliche Geschlossenheit und die Aussendarstellung der Vereine aufrecht zu erhalten, auch in dem Wissen, sportlich ein Risiko einzugehen. Man trennte sich also von diesen Spielern.

Erfreulicherweise waren aber auch Neuzugänge zu verzeichnen. Mit Timo Jeschke und Lars Prygoda kehrten zwei ehemalige Jugendspieler des VFL zurück auf den Fehn. Dazu wurde mit Mohammed Shareif ein syrischer Flüchtling sehr erfolgreich in den Verein integriert. Da es sich aber auch bei diesen Spielern um sehr junge Spieler handelt (19, 20 und 21), ist es umso erfreulicher, dass die drei sich sehr schnell in das Team eingefunden haben und mit Timo Jeschke ein wichtiger Führungsspieler fürs defensive Mittelfeld gewonnen wurde.

Also machte die SG dort weiter, wo sie Ende 2016 aufgehört hatte. Ein Spiel nach dem anderen wurde gewonnen. Auf Grund der vielen wetterbedingten Ausfälle in den Wintermonaten kam es ab Ende März zu einem extrem vollgepackten Spielplan. Die Verantwortlichen hatten sehr viel Mühe die Spielpläne beider Mannschaften so zu verknüpfen, dass in beiden Wettbewerben jeweils die stärkste Mannschaft gestellt werden konnte. Letztlich ließen sich im März Wochenenden mit drei Spielen jedoch nicht vermeiden. Gerade für die A-jugendlichen war die Belastung in dieser Zeit enorm hoch. In der Spitzenwoche bestritten die Jungs 5 Spiele in 8 Tagen um in der nächsten Woche erneut 3 Spiele in einer Woche vor der Brust zu haben. Die Bedenken ob alle der hohen Belastung standhalten können, erwiesen sich teilweise auch als berechtigt. Die Jungs die in beiden Mannschaften zu den Stammspielern gehörten, Namentlich: Tim Freudenberg, Timo Reimers, Nico Karstan und Keno Tapken, Heiko Schoon und Nick Janssen, hatten zum Teil mit muskulären Problemen zu kämpfen und standen zeitweise nicht zur Verfügung. Der Druck auf die restlichen Spieler stieg also. In dieser Phase der Saison machten sich der aufgebaute Teamgeist und die Geschlossenheit des Teams bezahlt und die im Winter getroffene Entscheidung der Vereine erwies sich als richtig. Die Ausfälle wurden durch andere Spieler aufgefangen und weiterhin wurden die Siege eingefahren, man ging aus der besagten Woche mit 9 Punkten aus drei Herrenspielen raus. Dadurch wurde der Druck auf die Verfolger immer größer, die nun zum Punkten gezwungen waren um den Anschluss zu halten.

Das erste richtungsweisende Spiel stand Ende März gegen den TUS Detern an. Das Team von Trainer Daniel van Rüschen hatte bis dato eine beachtliche Siegesserie hingelegt und machte sich als Tabellen vierter berechtigte Hoffnungen noch einmal ins Titelrennen einzugreifen. Diese Hoffnungen machte die SG jedoch eindrucksvoll zunichte. Souverän und hochverdient gewannen die Fehntjer zu Hause vor vergleichsweise zahlreichen Zuschauern mit 3:0 und sendeten somit das nächste deutliche Zeichen an die teilweise anwesenden Verfolger aus Leer und Heisfelde. Darauf folgte Anfang April direkt das nächste Spitzenspiel gegen den VFR Heisfelde. In einem umkämpften Spiel ging die SG durch ein Traumtor von Marinos Schulz in Rückstand, man kämpfte sich jedoch zurück und erzielte kurz vor Schluss durch Simon Ihler den Ausgleich. An dieser Stelle bietet es sich an, die Personalie Simon Ihler näher zu erwähnen. Steht er doch symbolisch für die Leistungssteigerung der gesamten Mannschaft nach der Winterpause. Bis zum Winter hatte der Fehntjer Stürmer 6 Tore aus 14 Spielen auf seinem Konto. In der Rückrunde erzielte er in 12 Spielen 23 Tor und setzte sich an die Spitze der Torjägerliste. Damit leistete er einen entscheidenden Beitrag zum späteren Erfolg der gesamten Mannschaft.

Ein weiterer Garant für den Titelgewinn ist in Kapitän Enno de Buhr zu finden. In seiner ersten Saison als  Herrenspieler bestritt er mit rund 2200 Minuten mit Abstand die Meiste Spielzeit und erfüllte in seinen jungen Jahren die Rolle als Führungsspieler und Kapitän bemerkenswert gut. Diese beiden Spieler stehen exemplarisch für die Leistung aller beteiligten Spieler.

Das letzte und entscheidende Spiel bestritt die SG dann am Ostersamstag gegen den eigentlichen Hauptkonkurrenten Kickers Leer. Zwar hatten die Leeraner bereits eine Woche vorher gegen Loga gepatzt, mit einem Sieg hätten sie das Titelrennen aber noch einmal spannend gemacht. Die Kräfteverhältnisse aus dem Hinspiel waren an diesem Tag jedoch nicht mehr zu sehen. Die SG dominierte über 90 Minuten das Spiel und ging am Ende hochverdient mit 4:1 als Sieger hervor. Nun wurde der Abstand auf die Verfolger größer, nicht zuletzt weil nur 2 Tage später ein 11:0 Kantersieg gegen Collinghorst/Rajen eingefahren wurde. Es zeichnete sich langsam eine Vorentscheidung ab und auch die letzten Skeptiker vom Fehn begannen an den Titel zu glauben.

Durch weitere Siege kristallisierte sich die Chance heraus, am Sonntag vor dem 1.Mai den Titel perfekt zu machen. Man benötigte dazu einen Sieg im Heimspiel gegen Schwerinsdorf  um in Möhlenwarf den Sack zu zu machen. Leider hatte man die Rechnung ohne den SV Stern gemacht. Mit einer kämpferisch starken Mannschaftsleistung  rungen die Schwerinsdorfer der SG ein 2:2 unentschieden ab. Damit war die SG am Donnerstag vor dem 1.Mai auf Schützenhilfe angewiesen, ausgerechnet vom SV Stern Schwerinsdorf. Einige SG-Spieler Betreuer und Fans machten sich auf den Weg zum Heimspiel des SV Stern gegen Heisfelde um die Heimelf anzufeuern. Heisfelde durfte alles, nur nicht gewinnen. Und der Fussballgott war auf Seiten der Fehntjer. Mit einer erneut enorm starken kämpferischen Leistung drehte Schwerinsdorf in Unterzahl einen 0:2 Rückstand in ein 2:2 Unentschieden und ermöglichte der SG das ersehnte Entscheidungsspiel in Möhlenwarf.( An dieser Stelle nochmal vielen Dank an den SV Stern Schwerinsdorf)

Kurzfristig wurden Fans und Freunde des Vereins mobilisiert und eine Abordnung von rund 70 Fehntjern machte sich zum größten Teil im gemieteten Mannschaftsbus auf den Weg ins Rheiderland. T-Shirts, Sekt und andere Kaltgetränke im Gepäck – kaum ein Fehntjer zweifelte noch am heutigen Titelgewinn.

Und das junge Team lieferte erneut. Nach kurzen Startschwierigkeiten wurden die Sportfreunde deutlich mit 5:0 bezwungen und die Freude kannte nach Abpfiff keine Grenzen mehr. Am Nachmittag stieg die große Feier beim Vereinsheim des VFL mit allen Anhängern und Spielern, es wurde bis spät in die Nacht gefeiert. Beide Vereine schafften damit nach über 20 Jahren endlich den Schritt aus der Kreisklasse und haben nun mit einem jungen und talentierten Team die Möglichkeit in den nächsten Jahren weitere Erfolge zu feiern. Umso erfreulicher ist es, dass bereits frühzeitig alle A-jugendlichen sowie der Großteil der Herrenspieler für die neue Saison zugesagt haben. Weiterhin schaffte man es ebenfalls frühzeitig ein breit aufgestelltes und vor allem erfahrenes Trainer und Betreuerteam um die Mannschaft aufzubauen. Damit ist der Grundstein für einen Neuaufbau in der Ostfrieslandklasse A bereits frühzeitig gelegt.

Zum Abschluss dieser erfolgreichen Saison steht nach dem letzten Spieltag noch eine große Abschlussfeier mit beiden Vereinen an. Als weiteres Highlight gilt das Pokalhalbfinale gegen den VFB Uplengen ehe dann Ende Juni die Abschlussfahrt nach Mallorca mit 21 Fehntjern stattfindet.

Beide Vereine sind extrem Stolz auf dass, was diese Mannschaft geleistet hat. Nicht nur sportlich haben alle Jungs dazu beigetragen die Vereine wieder zu beleben. Auch das Vereinsleben neben dem Sportplatz ist wieder deutlich attraktiver geworden. Dies merkt man nicht zuletzt an den wieder steigenden Zuschauerzahlen und erfolgreichen Veranstaltungen die während der Saison durchgeführt wurden. Der SV Stikelkamp und der VFL Jheringsfehn sind sich einig, dass man den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen möchte. Es soll weiterhin auf junge Spieler aus den eigenen Reihen gesetzt werden und in allen Altersklassen eine gute sportliche Ausbildung gewährleistet sein. Dadurch das man immer mehr engagierte Personen für die Vereine gewinnen kann, soll das gesamte Vereinsleben profitieren und auch rund um den Sport ein attraktives Gesamtbild geschaffen werden.

Letztlich geht ein riesen Dank an alle Beteiligten, die die letzte Saison mitgestaltet haben und diesen Erfolg möglich gemacht haben. Neben allen Spielern ist dabei besonderer Dank an das Trainerteam um Uwe Freudenberg und Renan Wiesner und Teammanager Uwe de Buhr zu richten, die im vergangenen Jahr sehr gute Arbeit geleistet und viel Engagement an den Tag gelegt haben um den Weg zum Aufstieg zu ebnen. Wir freuen uns auf alles Weitere was in den nächsten Jahren folgt und hoffen auch weiterhin viele Leute animieren zu können, den Weg zu den Sportanlagen wiederzufinden um die Jungs zu unterstützen.

Saisonrückblick 2016/17 1. Herren SG Jheringsfehn/Stikelkamp

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